Altbauweise Altbauweise

Altes und Neues im Einklang

Altbauweise

Die Geschichte begann ungewöhnlich: Die heutige Besitzerin, eine Immobilienmaklerin, erhielt zum Verkauf ein mehr als 400-jähriges Haus in einem bäuerlichen Weiler im Thurgau in Auftrag, weitab vom Puls einer Stadt, mit einem auf die Grenze gebauten nachbarlichen Eselstall. Und als sei dies nicht Erschwernis genug, waren die Innenräume substanzfremd modernisiert worden, während es im Aussenbereich Auflagen der Denkmalpflege zu erfüllen galt. Was tun? Am besten selber kaufen, meinte ihr Mann dazu. Gesagt, getan. Mangels anderer Interessenten war der Kauf bald abgewickelt. Wer lässt sich schon auf solch ein Abenteuer ein, bei einem alten Haus voll Überraschungen?

Lösungsfindung und ein Rückbau mit Überraschungen

Der Architekt war mit der Besitzerschaft bald einig, dass im Haus ein grosses Potential brach lag. Für die Aussen renovation und den Einbau von Öffnungen gegen Süden fand man gemeinsam mit der kantonalen Denkmalpflege eine treffliche Lösung. Für den Innenbereich entschied man sich für einen etappierten Rückbau. Mehr als zwei Monate wurde an Böden, Wänden und Decken Schicht um Schicht entfernt, teils fünflagig übereinander liegend. Überraschungen liessen nicht lange auf sich warten: Da war ein 80cm tiefer Hohlraum in der Decke unter dem Dach geschoss, weil das Haus sich in der Vergangenheit über die Diagonale gemessen, insgesamt 45cm absenkte, dazu eine haushohe Riegelwand, die zum Vorschein kam, eine Holz balkendecke in der Küche, welche die Patina von Jahr hunderten trug und eine raumhohe Natursteinnische über die halbe Gebäudelänge, die im Erdgeschoss hinter einer dünnen Backsteinmauer verborgen lag.

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Neue Elemente in sorgsam renovierter Altbausubstanz

Endlich konnten im Innen- und Aussenbereich die eigentlichen Renovationsarbeiten beginnen. Die substanzfremden Flachziegel wurden durch originale Biberschwanzziegel aus alten Beständen ersetzt, anstelle der Doppelverglasungsfenster aus den 1960er Jahren wurden filigrane Holzfenster mit dem originalen Sprossenbild und handgezogenem Glas eingesetzt. Morsche Holzpfosten und Balken wurden ersetzt, die Dachkonstruktion besser verankert. Die elektrischen Installationen wurden im gesamten Haus nach elektrobiologischen Grundsätzen neu verlegt. Zudem erhielt das Haus als Ersatz für die Ölheizung eine Holzzentralheizung System Burkart, welche mit dem Buchenholz vom nahen Wald beschickt wird. Ein Verteilnetz von Wandheizflächen im ganzen Haus schenkt behagliche Strahlungswärme. Der Einbau eines alten Kachelofens ermöglicht wohliges Wohnen in der Übergangszeit, das Cheminée am Platz der alten Herdstatt bietet ein Stimmungsfeuer beim Kochen.

Darauf wurden alle Wände mit Lehmputz überzogen, im Treppenbereich mit dem robusteren Kalkputz, im Erdgeschoss und in der Küche ein Terrazzoboden eingebracht und die moderne haushohe Treppenanlage aus Stahl, Glas und Holz montiert. Eine Terrasse, ein Balkon und eine Lukarne aus Stahl und Glas setzen neuzeitliche Akzente. Schliesslich wurde die bis ins kleinste Detail geplante Küche eingebaut und in den drei Wohngeschossen Langriemen aus Tessiner Kastanienholz verlegt.

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Komplexe Schnittstellen im Altbaukontext als grosse Herausforderung

Die Umsetzung der hier kurz und locker aufgezählten Bauetappen waren täglich neu eine grosse Herausforderung, die eine enge Zusammenarbeit des Architekten mit der Bauherrschaft, gemeinsam mit engagierten Handwerkern von ausgewählten Handwerksbetrieben (mehrheitlich Mitglieder der Werkgruppen Altbauweise St.Gallen Appenzell) unabdingbar machten. Galt es doch, mit der alten Bausubstanz achtsam umzugehen, die neuzeitliche Technik möglichst diskret zu integrieren, konsequent wohngesunde und hochwertige Materialien zu verwenden und dem Geist des Hauses sowie den atmosphärischen Gestaltungsmöglichkeiten fortwährend nachzuspüren. Entstanden ist dabei ein Wohnjuwel von grosser Schlichtheit, archaischer Lebendigkeit und ruhiger Kraft.

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Beteiligte Mitgliederfirmen

Altbauweise St.Gallen-Appenzell
 
Sensible Architektur Philipp HostettlerArchitekt
Bruno Köppel AGZimmerarbeiten / Dämmungen
Gestahlter GmbHMetallbauarbeiten
Ehrbar Parkett AGParkettarbeiten
Knopp GmbHMalerarbeiten
Hellraum GmbHLichtplanung
Altbauweise Zürich
 
Schenkel Vermessungen AGVermessung
Ruggli & Partner AGIngenieur
Altbauweise Thurgau
 
Thomann, Bedachungen BauspenglereiSpengler- und Bedachungsarbeiten
Gipsergeschäft Kradolfer GmbHVerputzarbeiten
Kasper AGSchreinerarbeiten
Rolf BiancoPlattenarbeiten

Projektinformationen

Umfassende Aussen- und Innenrenovation eines Wohnhauses in Hörhausen TG

Bauherrschaft
Hans Peter Thalmann und Gabriela Thalmann-Speck, Hörhausen TG


© Altbauweise St.Gallen-Appenzell, Oktober 2010
Text: Philipp Hostettler / Fotos: Michael Rast

Abdruck jederzeit, auch auszugsweise, jedoch nur unter der Quellenangabe möglich.

Bildergalerie

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